Balz, du bist seit Anfang 2017 bei SWI swissinfo.ch als Chef der Redaktion Schweiz tätig. Dies bedeutet «drei Sprachen auf einen Streich». Du hast ein kreatives, motiviertes und professionelles Team am Start, das nach allen Regeln der journalistischen Kunst Beiträge publiziert. 2017 war für swissinfo.ch ein intensives, spannendes und wegweisendes Jahr. Neue Teams, neue Räume, viele Produktionen … Es blieb kaum Zeit durchzuatmen und seit Herbst bläst ein politisch rauerer Wind. Da ist es sicherlich nicht immer einfach, das Schiff auf Kurs zu halten.
2017 wurde viel Zeit für Social Media aufgewendet. Posts, Feeds, Walls, Tweets sind mittlerweile im journalistischen Alltag bei swissinfo.ch angekommen und im Sommer konnten wir die Millionenmarke der Facebook-Fans knacken. Die Akzeptanz von swissinfo.ch ist auf Social Media sehr hoch. Ich lade dich daher ein, ein «Twitterview» zu führen. Denke daran, die Antworten dürfen 280 Zeichen nicht überschreiten.
Wie stolz bist auf deine Crew @swissinfo? #bestesTeamever
Stolz behagt mir nicht, liesse sich auch nicht messen. Aber beeindruckt bin ich. Hier findet sich viel #Erfahrung. Sie zeigt sich in Gelassenheit und #Reflexion. Und doch ist alles Digitale für alle hier selbstverständlich, und dies seit Jahren. #Chapeau!
Welche Produktion @swissinfo hat dir 2017 am besten gefallen? #QualderWahl
Unsere Berichterstattung zur Diskriminierung der #Auslandschweizer durch Schweizer Banken. Wir sind hartnäckig, aber sachlich drangeblieben. Und auch eine Porträtserie von Menschen aus der Schweizer #LGTBIQ-Community: nah bei den Menschen, gut geschrieben, relevant.
Du leitest eine dreisprachige Redaktion @swissinfo. Wie überwindest du Sprachbarrieren? #Sprachenmix
Jene, die ich habe, mit #deepl.com. Dieser Online-Übersetzer zeigt eindrücklich, wozu künstliche Intelligenz bereits fähig ist. Ich erwarte in dieser Hinsicht noch grosse Entwicklungen, von denen unser mehrsprachiges Land nur profitieren kann.
Welche Meilensteine hast du 2017 @swissinfo gemeistert? #Superhero@swissinfo
swissinfo.ch konnte den Dialog mit den Auslandschweizern neu anstossen, mit teils wuchtigem Echo. Für mich persönlich war die erste Meile erst nach über vier Monaten geschafft, als ich zum ersten Mal das Gefühl hatte, in diesem sehr vielschichtigen Betrieb angekommen zu sein.
Was macht die direkte Demokratie für andere Länder interessant? #DearDemocracy
Viele Bürger anderer Länder wünschen sich so viel Teilhabe. Ihnen wirkt die Schweiz wie ein Leuchtturm. Aber interessant ist auch: Unsere Demokratie hat Schwächen. Sie ist langsam, Kompromisse können faul sein, Vorlagen zu komplex. Das Unperfekte hält Journalisten stets auf Trab.
Was vermisst du manchmal bei der Arbeit @swissinfo? #Ichwünschemir
Ich wünschte mir manchmal mehr Kante. Oft erfordert unsere Vielsprachigkeit, die Schweiz auf eine Art zu beschreiben, die in aller Welt verstanden wird. Darin liegt eine Gefahr, enzyklopädisch geglättet zu erzählen. Text leidet manchmal in der Übersetzung. Bilder und Videos zum Glück nicht.
Was ist dein grösstes Anliegen für 2018? #simsalabim
Relevante Geschichten. Sie werden sich durchsetzen.
Balz, herzlichen Dank für dieses «Twitterview»! Was möchtest du rückschauend zusätzlich zu 2017 sagen – dieses Mal ohne Zeichenbeschränkung :-)
Nun, es war mein erstes Jahr, und dies ist meine Erkenntnis: Aufgrund von Auftrag, Geschichte und seiner einzigartigen Kompetenz ist swissinfo.ch ein ganz besonderes Gewächs in der Schweizer Medienlandschaft, beinah ein Exot. Hier stellen sich viele Menschen täglich mit Leidenschaft zwei Fragen: Was ist Schweiz? Was schweizerisch? Diese Fragen werden umso interessanter, je schneller sich alles wandelt. Es gibt also noch viele Antworten, die geliefert werden wollen.
Interview: Nina Hübner, Kommunikation + Marketing